Die Zuverlässigkeit der Unruhe
Künstler/in
Iris Kohlweiss
(geb. 1979 in Wolfsberg, Kärnten)
Date2011
ClassificationsMalerei
MediumAcryl und Graphitstift auf Leinwand
Dimensions170 × 200 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27518
DescriptionNeben der Malerei mit ihren Formen und Farben scheinen es der Künstlerin auch Worte sehr angetan zuhaben: und deshalb die Tradition des Augusturlaubs aus der Serie er tut nix ist beispielsweise ein Bild betitelt, welches einige abstrakte Elemente und drei Hunde enthält. Ein anderes derselben Serie und ähnlichen Inhalts, heißt ohnehin sah das Labyrinth viel zu verschachtelt aus für sie. Es ist ohne ein persönliches Gespräch oder detailliertes Wissen um die Lektüre der Künstlerin wohl kaum zu entschlüsseln, wie viel oder wenig diese Sätze mit den Bildern direkt zu tun haben, ob es ein augenzwinkerndes Ablenkungsmanöver oder einfach nur Spaß an verrückt-verspielten Bildern und Worten ist.Ich denke, die Bilder von Iris Kohlweiss setzen sich aus einem großen Fundus von Erlebtem und Erinnerungen sowie aus Unbewusstem und Intuitivem zusammen. Sie gräbt in den Jahrhunderten der Kunstgeschichte und scheut auch keine achtungsgebietenden Themen wie Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch (1913), eine Ikone der Moderne, die sicherlich eine der kontroversiellsten und nachhaltigsten Debatten der Kunstgeschichte ausgelöst hat. Dieses Bild machte Kohlweiss 2007 zum Ausgangpunkt für ihre Serie Das Mädchen und das Quadrat, wo zwischen gestisch-abstrakten Farbflächen und -flecken in satten, dunklen Strichen gezeichnete Mädchen und kleine farbige Quadrate schweben. Keine schwarzen Quadrate, sondern blaue, rote und graue. "Das Schwarze Quadrat war für Malewitsch ein Kultobjekt, ein Archetypus, ein lebendiges Wesen. Pathetisch und märchenhaft sind die Attribute, die er ihm gab: [... ]. Das Bild symbolisierte für ihn das Ende der traditionellen und den Beginn einer neuen, erst im Keimstadium begriffenen Kunst.
Die geometrische Form war das Tor zu einem unbekannten Raum, und ihr Schwarz war ebenso grenzenlos wie das Weiss, in dem sie schwebte: Alle Formen und alle Farben waren darin enthalten." (Maria Becker, NZZ5.12.2009). Iris Kohlweiss hingegen verwandelt Malewitschs Quadrat für sich in Elemente eines spielerischen Experiments, mit dem sie vielleicht sogar testen möchte, wie weit dieses Ausforschen einer Ikone und die generelle Frage um die Bedeutung der Malerei, um Abstraktion und Erzählung getrieben werden kann. Die Arbeit an den Mädchen bezeichnet die Künstlerin als fokussiert und distanzlos, in ihren neuen Arbeiten (Hunde) hat sie den Blickwinkel erweitert. Er ist mehr aufs Ganze und die Zusammenhänge gerichtet, Kontext und Umgebung werden sichtbar. "Bei den älteren Arbeiten entstanden die Motive rein intuitiv während des Malprozesses durch Erbauen und Zerstören. Die aktuellen Arbeiten haben teils auch noch solche Elemente, zusätzlich aber auch konstruierte und bewusst gesetzte", so Kohlweiss zu ihrer Arbeitsweise. Zu den Hunden wurde sie durch mittelalterliche Druckgraphiken inspiriert, während die architektonischen Elemente dem Ausblick aus ihrem Atelier beim Verschiebebahnhof Penzing entspringen, Szenen, die sie zeichnet, dokumentiert und aufbewahrt, wodurch ein reicher Fundus, gespeist aus ihrer Wahrnehmung, entsteht.
"Grundsätzlich habe ich immer Fernweh, Sehnsucht nach anderen Orten" gesteht sie. Diese Neugier auf fremde Welten und neue Entdeckungen nähren die Phantasie und die entstehenden Werke werden sicherlich für die Betrachter noch viele neue Blickwinkel eröffnen.
Lioba Reddeker, 2010
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