Ohne Titel
Künstler/in
Irene Kar
(geb. 1968 in Gmunden, Oberösterreich)
Date2008
ClassificationsFotografie
MediumBacklitefolie, Digitaldruck, Plexiglas
Paper Support2-teilig
Dimensionsje: 80 × 120 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27103
DescriptionExemplarische SoziogrammeUnter öffentlichem Raum wird gewöhnliche eine architektonische Disposition aus Gebäuden, Plätzen, Gartenanlagen und Wegen verstanden. Für Irene Kar prägen den öffentlichen Raum jedoch in erster Linie die Menschen, die sich darin aufhalten. Sie bilden Konstellationen, die exemplarisch gesellschaftliche Verhältnisse darstellen. Auffallend an ihnen ist die starke Präsenz von Männern und die Abwesenheit von Frauen. So sind es vor allem männliche Personen, die Irene Kar mit ihrer Kamera im Stadtraum aufnimmt, auch wenn sie während der Aufnahme nicht speziell auf Geschlechterverhältnisse achtet. Doch nicht allein der quantitative Unterschied sondern auch eine differente Verhaltensweise von Mann und Frau in der Öffentlichkeit ist signifikant. Irene Kar zeigt auf ihren Fotos Banker im Anzug, die selbstsicher mit Koffern auf der Straße stehen, junge Männer, die fast unbekleidet am Ufer eines Flusses rasten, eine Gruppe, die mit ihrem Spiel eine Wiese okkupiert oder Dachdecker, die mit nacktem Oberkörper arbeiten. Was diese Situationen verbindet, ist die Tatsache, dass die dargestellten Männer Selbstbewußtsein zeigen; sie finden es als natürlich, dass sie sich im öffentlichen Raum aufhalten. Für Frauen ist das anders, für sie ist ihre Anwesenheit keineswegs so selbstverständlich.
Wie Irene Kar Personen im öffentlichen Raum abbildet, entzieht sich konventioneller Bildkategorien. An der Reinheit der Medien ist sie nicht interessiert. …Zu den Spezifika des fotografischen Mediums gehört das Festhalten eines Augenblicks. Irene Kar scheint diesen Fixpunkt überschreiten und Fotos produzieren zu wollen, in denen die Dimension der Zeit eine größere Rolle spielt. Bewegung kommt ins Bild, aber dies nur in einer sehr reduzierten Dosis. Denn das Umfeld der abgebildeten Personen erscheint als statisch. In ihm führen die Protagonisten überschaubare Handlungen aus. …, dass jeweils zwei Bilder, die kurz hintereinander aufgenommen sind, …so daß der Eindruck entsteht, die dargestellten Personen würden sich kurzzeitig bewegen. Diese in Frankfurt aufgenommenen Fotos besitzen etwas Momenthaftes. Sie zeigen Augenblicke und geben keine größeren, abgeschlossenen Handlungen wieder. Irene Kar präferiert das Fragmentarische und vermeidet so eine Überbetonung der Aktion oder allgemein der inhaltlichen Komponente der Darstellung. …
Transparenz ist eine Eigenschaft, die der Künstlerin gerade bei site-specific Projekten, dort, wo sie eine spezifische Verbindung von Architektur und Fotografie sucht, wichtig ist. Verschiedene ihrer Projekte im öffentlichen Raum… sind durch den besonderen Umgang mit der Virtualität und Transparenz des fotografischen Bildes und der damit verbundenen Raumwirkungen gekennzeichnet. Das Bild wird dabei fragil wie ein Schatten.
Charakteristisch für die Arbeiten von Irene Kar ist die Art und Weise, wie sie Menschen darstellt. Sich stärker mit urbanistischen konzeptuellen Arbeiten als mit Street Photography in Verbindung sehend produziert Kar keine Portraits, sie rückt ihnen nicht nahe und will im Gegenteil die Identifizierung einer Person vermeiden. Die Distanz zu den Abgebildeten ist ihr wichtig. Denn sie ist nicht am Individuum sondern an den Menschen als soziale Wesen interessiert. So geht es ihr stets mehr um deren Position im gesellschaftlichen als im materiellen, architektonischen Raum. Die Personen, die sie aufnimmt, erscheinen in gewisser Weise stellvertretend. Sie repräsentieren ein soziales Gefüge, eines, das nicht zuletzt durch patriarchale Strukturen geprägt ist.
Textauszug zur Einzelausstellung o. T. im Salzburger Kunstverein/ Kabinett 2003 im Katalog magazin nr. 8 von Justin Hoffmann/ Leiter Kunstverein Wolfsburg/ D
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