Skip to main content
Foto:Harald Gsaller
Schatten und Halbschatten
Foto:Harald Gsaller
Foto:Harald Gsaller

Schatten und Halbschatten

Künstler/in (geb. 1960 in Lienz, Osttirol)
Date2005
ClassificationsDruck
MediumSW PE Print/Lambda-Print (Mappe)
Paper Support9-teilig
Dimensionsje: 20 x 30 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number26971
DescriptionLibellenlarven / Larvenhüllen
Die von Harald Gsaller aufgenommenen "Insekten" täuschen den Betrachter. Sie sind nicht, was sie scheinen. Wenn sie sich in expressiven Posen präsentieren, so tun sie das nicht aus Bewegungsüberschwang. Ihre Körper sind leere Hüllen, erstarrt in dem Moment, als lebendige Libellen aus ihnen entschlüpften. Sie sind leer, entkernt, substanzlos, Überbleibsel und Abfallprodukte eines Transformationsprozesses.

Harald Gsallers Aufnahmen dieser Larvenhäute versuchen nicht, diesen ihre Leere nachzuweisen, sondern er nimmt sie quasi für voll. Er macht "Porträts" von ihnen und sichert ihnen damit die mit dieser Bildtechnik einhergehende Referenz vor dem Subjektanteil des Dargestellten. Er geht mit ihnen auf Augenhöhe und in dieser Blickregie wird selbst ein durch den Unterdruck beim Schlüpfen nach innen gestülptes Auge wieder sehend. Seine Fotos wahren den Schein des Lebendigen und präsentieren eine Intaktheit, die prekär ist.
Die Kamera überhebt sich nicht, objektiviert nicht und macht die Larven nicht zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Dokumentation. Das Auge soll sich an die vielen Nuancen und Grautöne ihrer Oberfläche haften und Differenz wahrnehmen. Jede Larvenhülle ist anders und in dieser Andersartigkeit faszinierend. Der Fotograf hält das auf Durchdringung von Oberflächen getrimmte Auge an der Außenhaut der Protagonisten. Kunstvoll wird hier das Begehren nach Ein-Sicht mit dem Versprechen auf Oberflächeneffekte pariert. Zunächst einmal soll der Betrachter gar nicht dahinter kommen, dass innen etwas fehlt. Harald Gsallers Strategie besteht nicht darin, den Mangel aufzudecken oder eine Abwesenheit zu beklagen. So steuert er auch dem kulturell bedingten Wunsch nach machtvoll besetzten Zentren entgegen, könnten doch "Innere Leere" und Substanzlosigkeit leicht zu einem ästhetisch-moralischen Verdikt werden.

Auszug:
aus Monika Schwärzlers Text "Libellenlarven/Larvenhüllen zu Harald Gsallers Foto-Text-Arbeit "Schatten und Halbschatten", publiziert in EIKON 55/2006, Wien

[[missing key: detailactions.not-available-label]]
Light Exposure Warning